Äpfel

Unser täglich Obst

Der letzte Winter war schrecklich: Kein einziger Apfel lagerte im Keller. Gut 30 Hochstämmer zählen wir in unserem Baumgarten. Doch der Frost hatte den Blüten kaum eine Chance gelassen. Von den paar Früchten, die überlebten, holten sich die Vögel die meisten. Unseren Ertrag konnten wir an den Fingern abzählen.

Ein Winter ohne eigene Äpfel - unvorstellbar. Aufgewachsen auf einem Bauernhof und zu einer Zeit, in der sich die Regale der Lebensmittelhändler noch nicht unter dem Angebot aus der ganzen Welt bogen, assen wir, was der Hof hergab. Von Herbst bis spätem Frühling waren das vorwiegend Äpfel. Von Eintönigkeit konnte jedoch nicht die Rede sein, gab es doch viele verschiedene Sorten, die ganz verschieden schmeckten. Sie kamen meist roh, auf Wähen und in Kuchen, oder – unser aller Festessen – als ‚Öpfelchüechli‘ auf den Tisch. Heute lasse ich mich auch von Orangen oder Datteln verführen, Äpfel aber gehören nachwievor jeden Tag zum Menu.

Äpfel sind der Schweiz‘ liebste Frucht. 16 kg hat gemäss swissfruit, dem Schweizer Obstverband, jeder Einwohner und jede Einwohnerin im Jahr 2016 gegessen. Doch der Konsum ist seit Jahren rückläufig. Das mag – neben der Konkurrenz aus aller Welt - vielleicht auch an der schwindenden Vielfalt liegen. Gerade mal drei bis fünf Sorten finden sich im Supermarkt, die alle ähnlich schmecken. Dabei gäbe es allein in der Schweiz um 1000 Sorten, weltweit sind es gar mehr als 20‘000. Pro Specie Rara, die sich dem Bewahren der genetischen Vielfalt verschrieben hat, zählt über 900 Sorten, die es bei uns zu erhalten gilt. Denn die genetische Breite entscheide eines Tages über Sein oder Nichtsein der Lebensmittel, sagte die Leiterin Pflanzen von Pro Specie Rara gegenüber einer Zeitung. Und freute sich, dass es immer mehr Menschen gibt, die Wert auf Vielfalt legen. Doch wird es wohl noch eine Weile dauern, bis diese Vielfalt in den Supermarkt kommt.

Noch ist Gala bei uns der beliebteste Apfel. Ebenfalls hoch im Kurs stehen Golden Delicious und Braeburn. Gegen 150‘000 Tonnen Äpfel werden gemäss swissfruit in der Schweiz produziert. Die meisten kommen von Plantagen, die maschinell und ohne Leitern zu bearbeiten sind. Entsprechend viel Land wird für den Anbau gebraucht: 5441 Fussballfelder sind es zurzeit.

Äpfel sind gesund, sagt man in der deutschen Sprache. ‘Une pomme par jour, santé pour toujours’, sagt die Kollegin aus dem Elsass. Und die Amerikaner sparen sich mit ‘An apple a day keeps the doctor away’ gar den Arzt. Äpfel sind in der Tat gesund: Sie enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Ballaststoffe wie Rohfaser, Zellulose oder Pektine binden Schadstoffe und fördern die Verdauung. Äpfel geben Energie und sind die ideale Zwischenmahlzeit. Für Gross und Klein.

Dieses Jahr hat es Petrus gut mit uns gemeint. Die Ernte ist reichlich ausgefallen, der Winter kann uns nichts anhaben. Der Winter ohne Äpfel, er bleibt hoffentlich die Ausnahme.

Apfel Mario Knecht Gartengestaltung