Schnecken

Plagegeister

Die Salatpflänzchen sehen erbarmungswürdig aus. Die Schnecken waren mal wieder am Werk. Es ist nicht das erste Mal. «Warum gibt es Schnecken, die kann ja niemand brauchen», denke ich frustriert.

Doch Schnecken haben, selbstverständlich, einen Platz im Kreislauf der Natur. Sie verwerten frisches und absterbendes Pflanzenmaterial, aber auch Aas. Igeln, Spitzmäusen, Vögeln, Kröten, Blindschleichen, Laufkäfern und anderen Kleintieren dienen sie als Futter. Amseln beispielsweise lieben die Garten-Bänderschnecke, die mit ihren farbigen Ringen am Gehäuse auffällt.

Schnecken sind die artenreichste Klasse der Weichtiere und die einzigen, die im Wasser und an Land vorkommen. In der Schweiz sind es rund 200 Arten, wovon gerade mal 80 nicht gefährdet sind.

Die landlebenden Schnecken bewegen sich auf einem Schleimteppich vorwärts. Hierfür produzieren Drüsen am Kopf Schleim, über den die Tiere raupenartig kriechen. Damit sie nicht so viel Schleim brauchen, sind sie vor allem nachts und bei Feuchtigkeit unterwegs. Ebenfalls am Kopf sitzen die Fühler mit den Augen, bei einigen Arten ist es ein Paar, bei anderen sind es zwei, wovon das grössere die Augen trägt. Zum Fressen dient die mit Zähnchen besetzte Raspelzunge. Wie bei anderen Tieren das Gebiss hat sich die Zunge der Ernährung angepasst. So sind die Zähnchen von Pflanzenfressern eher gleichförmig, damit sie Pflanzen abraspeln können. Räuberische Arten haben dolchartige Zähnchen, mit denen sie Stücke abreissen können.

Wir Laien unterscheiden vor allem zwischen Nackt- und Gehäuseschnecken, wobei wir den letzteren eindeutig mehr Sympathie entgegenbringen. Die beliebteste ist wohl die Weinbergschnecke, die gerne absterbendes Pflanzenmaterial frisst und im Garten kein Problem darstellt. Allerdings ist sie mittlerweile so selten, dass sie geschützt ist. Viel häufiger anzutreffen ist inzwischen die gefleckte Weinbergschnecke. Sie ist kleiner als ihre Verwandte und kann sich gegen Kälte nicht mit einem Kalkdeckel, sondern nur mit einer dünnen Haut aus getrocknetem Schleim schützen. Erst die milden Winter der letzten Jahre haben ihr das Überleben hier möglich gemacht.

Der Graus der Gärtnerin sind jedoch die Nacktschnecken, die es in allen Grössen und Farben gibt. Am schlimmsten sind die spanischen Wegschnecken, die über zehn Zentimeter lang werden können. Vor Jahrzehnten eingeschleppt, haben sie hier kaum Feinde. Igel und Kröten verschmähen sie wegen des bitteren Schleims, den sie absondern. Doch es gibt einen Widersacher in den eigenen Reihen, den Tigerschnegel. Er fällt nicht nur mit seiner Grösse auf, sondern auch mit den schwarzen Punkten auf seinem Rücken. Er frisst Schneckeneier, aber auch geschlüpfte Exemplare in fast jeder Grösse. Noch sehe ich ihn selten im Garten, aber das ändert vielleicht schon bald. Futter findet er schliesslich genug.

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