Christrosen - Königinnen des Winters

Auf dem Weg nach Bethlehem trug einer der Hirten kein Geschenk bei sich. Weil er nichts besass und zur kalten Winterzeit auch keine Blumen fand, weinte er bitterlich. Seine Tränen fielen auf die Erde, und aus ihnen entsprossen Blüten so schön wie Rosen. Glückselig überbrachte der Hirte die "Christ-Rosen" als Geschenk dem Jesus-Kind.

So geht eine Geschichte, wie die Christrose zu ihrem Namen gekommen sei. Vielleicht heisst sie aber auch so, weil sie schon ab November blühen kann oder weil der Mensch sie so kultiviert hat, dass sie zur Weihnachtszeit in voller Pracht steht. Wie auch immer, mit richtigem Namen heisst die Christrose Helleborus niger, die schwarze Nieswurz. Sie gehört zu den Hahnenfussgewächsen und ist giftig. Doch kam sie auch als Heilmittel zum Einsatz, unter anderem bei Wahnvorstellungen und Epilepsie. Das lateinische Wort helleborosus bedeutet denn auch ‚nicht ganz bei Verstand sein‘. Das deutsche Nieswurz weist auf einen weiteren Verwendungszweck hin. Die schwarzen unterirdischen Sprossen wurden als Niespulver und als Bestandteil von Schnupftabak genutzt. Heute ist Helleborus als Heilmittel nur noch in der Anthroposophie anzutreffen,

Die Christrose kommt aus Südostasien. Man nimmt an, dass sie mit der letzten Eiszeit zu uns gekommen ist und zuerst in Klostergärten, später auch in Bauerngärten kultiviert wurde. In der freien Natur ist sie in der Schweiz selten anzutreffen, sie gedeiht lediglich an wenigen Standorten im Südtessin. Sie liebt Kalk und feuchten humusreichen Boden, Staunässe hingegen mag sie gar nicht. Die tief wurzelnde Pflanze braucht ein ungestörtes Plätzchen und fühlt sich bei Sträuchern und Laubbäumen wohl. Dort hat sie Schatten im Sommer und Sonne im Winter. Ausserdem will sie ihre Wurzeln ganzjährig mit einer Mulchschicht aus Laub und frischem Kompost bedeckt haben.

Wenn die Bedingungen stimmen, ist Helleborus niger hart im Nehmen, verträgt starke Fröste und Trockenperioden. Und erfreut uns manches Jahr mitten im Winter mit ihren immergrünen Blättern und der auffälligen weissen Blütenpracht.

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