Der Holunder

Frau Holle im Garten

Ganz armselig sah der Holunder im Februar aus. Der grösste Teil seiner einst eindrücklichen Erscheinung war dem Bedarf an Material fürs Hügelbeet zum Opfer gefallen. Doch kaum wurden die Tage wärmer, erholte sich der Strauch, schossen aus jedem Ästchen neue Triebe. Nun, Ende April, hat er fast schon wieder seine alte Grösse erreicht und streckt voller Stolz seine Blütendolden in die Höhe.

Holunder, meist ist es der schwarze, sei eine denkbar anspruchslose Pflanze, lese ich in meinem Gartenbuch. Er liebe zwar Sonne und stickstoffreiche, feuchte Böden, doch könne er auch im Halbschatten und in jedem Boden gedeihen. Holder, wie er in der Schweiz oft genannt wird, ist in Europa weit verbreitet, wild in Hecken und Wäldern, kultiviert in Gärten. Vögel lieben seine Beeren, Insekten seine Blüten – und seine Blattläuse. Denn für die scheint der Holunder eine ganz besondere Attraktion zu sein.

Seit alters her zieht es Sambucus nigra zu den Häusern des Menschen. Er ziehe die guten Geister an, sagte mir mein Nachbar. Darum stehe der Holunder in der Nähe der Türe. Ausserdem galt er seiner vielseitigen Verwendbarkeit in der Volksmedizin wegen als ‚Apotheke des kleinen Mannes‘. Noch heute schätzt man ihn bei Erkältungen, und seine Blüten und Beeren finden sich in vielen Leckereien. Und das ist noch nicht alles.

Der Holunderbusch, das ergibt meine Google-Recherche, soll einst Sitz der germanischen Göttin Holda gewesen sein. Sie schützte das Leben von Tieren und Pflanzen und herrschte über die Jahreszeiten. Die Brüder Grimm setzten ihr mit Frau Holle ein Denkmal.

Sitz einer Göttin und der guten Geister – dafür kann man sogar Blattläuse in Kauf nehmen.

Mario knecht gartengestaltung Moenchsgrasmuecke auf Holunder