Kraftprotze

Ganz verloren wirkte das kleine Pflänzlein auf dem Erdhügel, zitterte in der Kälte. Es träumte von Sommer und Sonne, doch Petrus liess es gnadenlos regnen. Die Schneckenplage überlebte es nur dank der Unterstützung von Nachbars Enten. Tapfer reckte es seine Blättchen gegen den Himmel, und mit jedem der raren Sonnenstrahlen, der es streifte, wuchs es. Esstreckte seine Arme in alle Richtungen aus, kletterte hier einen Busch hoch,überquerte da den Gartenhag, deckte dort den schmalen Fussweg zu. Hellgelbe Blüten zierten sein Kleid, wurden zu grünen Früchtchen. Die in der Nässe des Sommers schnell braun wurden und abfielen. Doch die Pflanze liess sich nicht unterkriegen, produzierte weiter Blätter und Blüten. Jetzt, da die Tage kurz und die Blätter welk geworden sind, zeigt sich das Resultat: Zwei pralle dunkelgrüne Moschuskürbisse liegen vor mir.

Kürbisse wurden gemäss Wikipedia schon rund 10‘000 Jahre v. Chr. domestiziert. In den USA sind sie an Thanksgiving, dem Erntedankfest, und an Halloween, der Nacht vor Allerheiligen, nicht wegzudenken, sei es als Kuchen oder ausgehöhlt als Laterne. In unseren Breitengraden hingegen haben sie erst in den letzten Jahren Einzug gehalten. Es ist noch nicht lange her, da war ich eine der Wenigen, die Kürbisse pflanzte. Heute dominieren die bunten Beeren aus Mittel- und Südamerika unseren Herbst. Sie zieren Türeingänge und Fenster, türmen sich entlang der Strasse und im Verkaufsregal. Kein Restaurant, das etwas auf sich hält, das nicht wenigstens Kürbissuppe anbietet. Es gibt Kürbisbrot, Kürbisravioli, Kürbiskuchen und, und, und – Delikatessen allesamt, saisonal und regional dazu.

Es wird dieser Tage schnell kühl. Zeit für eine Suppe. Und ein Vermicelles. Etwas Abwechslung muss schliesslich sein!

Mkg 230