Muskatellersalbei

Gut gerüstet für die Zukunft

Der Nachbar hatte mir die beiden Pflänzchen gegeben. «Das ist Muskatellersalbei», sagte er. «Sie liebt einen sonnigen Standort mit magerem Boden.» So setzte ich eines in die Kräuterschnecke, und während die Küchensalbei dort einfach nicht wachsen will, gedieh ihre Verwandte prächtig. Das andere Pflänzchen fand am Rand eines Gemüsebeetes seinen Platz, auch dieser erwies sich als gut geeignet. Bald schon bildete sich der Blütenstab, ein weisser, hängender Tannenzapfen. Eines Tages dann richtete sich dieser auf und öffnete seine Blüten.

Die Salbei, die gemäss Duden auch der Salbei sein kann, gehört zu den Lippenblütlern und umfasst rund 900 Arten. Sie kommt ausser in Australien und der Antarktis weltweit vor. Bei uns kennt man, abgesehen von verschiedenen Arten im Kräutergarten, vor allem die Wiesensalbei. Die Muskatellersalbei hingegen war lange Zeit vorwiegend im Süden zuhause. Nördlich der Alpen fand sie sich nur gerade in sonnigen Rebbergen. Die gestiegenen Temperaturen lassen sie mittlerweile auch bei uns gedeihen. Sie ist, wie viele Salbeiarten, eine gute Nahrungsquelle für Insekten. Speziell an der Muskatellersalbei ist, dass sie die Blaue Holzbiene anzieht, auch sie eine Zuzügerin aus dem Süden.

Dass die Muskatellersalbei schon früh ihren Platz in Weinbergen fand, lag nicht nur an deren sonnigen Lagen. Bereits die Römer schönten und aromatisierten den Wein mit ihr. Ein Verfahren, das später vor allem in Deutschland verbreitet war und der Pflanze ihren Namen bescherte. Der Name ist geblieben, das Verfahren nicht.

Immer noch verwendet wird die Muskatellersalbei als Heil- und Gewürzpflanze. Schon die Kelten nutzten sie, die Römer und Griechen der Antike auch. Hildegard von Bingen beschrieb sie in einem Trank, der gegen Verdauungsbeschwerden hilft. In der Volksheilkunde sollen die stark schleimenden Samen benutzt worden sein, um Fremdkörper aus dem Auge zu schwemmen. Allgemein gilt die Muskatellersalbei als antiseptisch, schmerzstillend, blähungslindernd und entzündungshemmend. Verwendet werden die getrockneten Blätter und das ätherische Öl der Pflanze. Frisch wird sie auch gerne in der Küche eingesetzt.

Die Muskatellersalbei kann über einen Meter hoch werden. Ihre Blüten sind weiss, rosa oder lila. Ob im Staudenbeet oder als Einzelpflanze, sie ist überall ein toller Blickfang. Sie braucht kaum Pflege und blüht lange. Sie, die Hitze und Trockenheit gewohnt ist, zeigt sich auch von den ausgiebigen Regengüssen und Starkregen der letzten Wochen unbeeindruckt. Gute Voraussetzungen allesamt, um dem Klimawandel zu trotzen.

Muskatellersalbei mit Holzbiene
Mario Knecht Gartengestaltung Muskatellersalbei