Rauhnächte

Geheimnisvoll und frostig schön

Die Tage sind kurz und kühl geworden. Im Garten beherrschen Brauntöne das Bild, durchzogen vom Grün des Wintergemüses und dem leuchtenden Rot der Hagebutten. Es ist ruhig geworden.

Doch stehen uns zum Ende des Jahres turbulente Zeiten bevor. Wir feiern die Wintersonnenwende, den kürzesten Tag des Jahres, das Weihnachtsfest und den Beginn eines neuen Jahres. Und dann sind da noch die Rauhnächte, die Tage zwischen Weihnacht und dem Dreikönigstag. Elf Tage, zwölf Nächte, die Differenz zwischen Mond- und Sonnenjahr. Zwölf Nächte, ‚aus dem Kalender gefallen‘, in denen der Himmel weit offen und die Verbindung zu den Toten ganz einfach sein soll. Zwölf Nächte aber auch, in denen Geister unterwegs sind und Unheil anrichten. Man sollte deshalb keine weisse Wäsche aufhängen. Die Geister könnten sie mitnehmen und im Laufe des Jahres als Leichentuch zurückbringen.

Woher die Rauhnächte ihren Namen haben, ist unklar. Für die einen steht das mittelhochdeutsche Wort rurig, haarig, am Ursprung, und hat mit den haarigen Geistern, die unterwegs sind, oder Ritualen der Nutztiere zu tun. So können diese in einer bestimmten Nacht die menschliche Sprache sprechen und die Zukunft voraussagen. Der Mensch darf nicht mithören, und tut er es doch, fällt er tot um. Die Tiere können sich aber auch bei ihrem Hausgeist über den Menschen beklagen. Hat der Mensch sie schlecht behandelt, wird er vom Geist bestraft.

Rauhnacht könnte aber auch von Räuchern kommen. Früher wurden in dieser Zeit die Ställe mit Weihrauch oder Kräutern beräuchert, um die Tiere vor Krankheiten und bösen Geistern zu schützen. Heute soll Räuchern in diesen Nächten schlechte Energien vertreiben, das Haus reinigen und eine gute Basis für das neue Jahr legen.

Rauhnächte können ausserdem Wünsche erfüllen. Man schreibt im Vorfeld dreizehn Dinge, die man sich wünscht, auf Zettelchen, faltet diese zusammen und wirft sie in ein Glas. In jeder Rauhnacht nimmt man ein Zettelchen heraus und entsorgt es ungelesen in einem der vier Elemente. Das letzte Zettelchen enthält den Wunsch, für dessen Erfüllung man selbst sorgen muss. Alle anderen übernehmen die Elemente.

Nicht zuletzt sind Rauhnächte voller Schönheit. Wer in den Himmel schaut, kann Millionen Sterne funkeln sehen. Und wenn am Morgen die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fallen, dann strahlen Millionen eisige Sterne. Es sieht aus wie im Märchen.

Die Rauhnächte, die aus dem Kalender gefallenen Nächte, sind voller Schönheit und Magie. Und sie tragen ein Versprechen in sich: Wir gehen dem Frühling entgegen.

Mario Knecht Gartengestaltung Basel Rauhnächte Kopie
Mario Knecht Gartengestaltung Basel Naturnah Kopie