Sonnenblumen

Sie steht mit leicht geneigtem Haupt da und zeigt dem Norden die kalte Schulter: Die Sonnenblume, die in den lateinischen Sprachen ‚die sich nach der Sonne wendet‘ heisst, verfolgt der Lauf der Sonne, von Ost nach West, dem Süden zugewandt. So lange, bis sie ihre volle Blütenpracht erreicht hat. Dann hört der Drehmechanismus auf, die Blüte bleibt stehen, egal, in welche Richtung sie grad blickt.

Helianthus annuus, so ihr Sortenname, gehört zur Familie der Korbblütler. In der deutschen Sprache kam die Sonnenblume durch ihre botanische Bezeichnung zum Namen. Das griechische helios bedeutet Sonne, anthos heisst Blume, annuus weist darauf hin, dass es sich um eine einjährige Pflanze handelt. In der griechischen Mythologie gibt es dazu die Geschichte einer jungen Frau, die aus Liebeskummer nicht mehr ass und trank und schliesslich eine Sonnenblume wurde. Es war aber wohl nicht die Sonnenblume, wie wir sie heute kennen, denn diese wurde erst im 16. Jahrhundert von spanischen Seefahrern aus Amerika nach Europa gebracht. In der Mississippi-Region und um Mexico-Stadt wurde sie allerdings bereits ab etwa 2500 v. Chr. angebaut.

Es gibt Pflanzen mit nur einer Blüte, aber auch verzweigte Varianten, die bei genügend Platz, viele Seitenäste und –blüten treiben. Bis zu zwei Meter hoch können sie werden, eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, wie klein die Samenkörner sind.

Sonnenblumen sind nicht nur in jedem Garten eine Zier, ihre Blüten dienen auch als Insektenweide. Öl aus Sonnenblumen schmeckt gut, es ist reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und deshalb gesund.

Ein Sommer ohne Sonnenblumen wäre kein Sommer. Und wer die Blumen nach dem Verwelken stehen lässt, macht nicht nur den Vögeln ein Geschenk, die die Blumen bis aufs letzte Samenkorn auspicken. Das Schauspiel, wie sie dies tun, erfreut den Menschen bis weit in den Winter hinein.

Mario Knecht Gartengestaltung Sonnenblume